Unfallrekonstruktion

Situation
Zwei Fahrzeuge sind an einer Kreuzung ineinander gekracht.

Mögliche zu klärende Fragen
Wie ist es zu diesem Unfall gekommen? Mit welchen Geschwindigkeiten waren die Fahrzeuge unterwegs? Hätte der Unfall vermieden werden können? Gibt es eine wahrscheinlichste Variante zum Unfallablauf?

Analyse und mathematische Modellierung des Unfalls

Ziel ist es, ein Szenario zu erzeugen, das mit allen bekannten Spuren, Schäden und Fahrzeuglagen übereinstimmt.

Die Grundlage der Rekonstruktion bilden die durch Untersuchungsbehörden (z. B. Polizei, Staatsanwaltschaft) gesicherten Daten und Informationen, insbesondere:

  • Fotos
  • Bremsspuren
  • Endlagen der Fahrzeuge
  • Zeugenaussagen

Die Endlagen der Fahrzeuge sind dabei ein zentrales Abgleichskriterium: Das Simulationsergebnis muss zu den dokumentierten Endlagen passen – andernfalls ist das Szenario als physikalisch nicht plausibel zu verwerfen.

Die mathematische Modellierung erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Eingangsgrössen festlegen
    Zunächst werden alle gesicherten Fakten gesammelt und bewertet: Spurenlängen, Spurenverläufe, Schäden, Fahrzeugendlagen, Sichtverhältnisse usw. Diese bilden die Eingangsgrössen der Modellierung.
  2. Modellbildung
    Ein physikalisches Modell wird aufgestellt, das die Fahrzeugbewegungen vor, während und nach der Kollision beschreibt. Dabei werden verwendet:
    • Kinematik und Dynamik (z. B. Weg-Zeit-Geschwindigkeit-Beziehungen)
    • Reibungswerte und Bremsverzögerungen
    • Stossmodelle (z. B. Impuls- und Energieerhaltung)
    • Rotationsbewegungen (z. B. bei Schleudern)
  3. Simulation und Nachbildung
    Mithilfe spezialisierter Software (z. B. PC-Crash, Virtual CRASH) wird der Unfallhergang simuliert. Dabei werden Parameter (z. B. Anfangsgeschwindigkeit, Reaktionszeit) so angepasst, dass das Simulationsergebnis mit allen bekannten Tatsachen vereinbar ist (insbesondere mit den Endlagen der Fahrzeuge)
  4. Validierung
    Es wird überprüft, ob das rekonstruierte Szenario mit allen bekannten Tatsachen vereinbar ist. Dies erfolgt z. B. durch:
    • Abgleich der Fahrzeugstellungen
    • Kontrolle, ob Bremswege, Spurverläufe und Auslaufstrecken physikalisch plausibel sind
  5. Ergebnisdarstellung
    Der rekonstruierte Ablauf wird in einem Gutachten dokumentiert, ergänzt durch grafische Darstellungen und Diagramme.

Die Nachbildung der Situation mittels mathematischer Modellierung bietet eine objektive, überprüfbare Grundlage für gerichtliche Beurteilungen.